Turnen erklärt

In dieser Rubrik versuche ich euch die sechs Geräte des Turnsports etwas näher zu bringen.

Boden

Das Boden-Turnen ist eine sehr simple Disziplin. Geturnt wird auf einer 12x12 Meter grossen Bodenfläche mit ca. 3'500 Integrierten Spick-Federn. Eine Bodenübung beinhaltet hauptsächlich akrobatische Elemente (Überschläge, Salti u.ä.), die mit gymnastischen Teilen, Kraft-, Gleichgewichts- und Beweglichkeitselementen sowie Handständen und choreografischen Verbindungen kombiniert werden. In jede Ecke des Viereckes muss mindestens einmal geturnt werden. Alles zusammen soll eine harmonische und rhythmische Einheit bilden, die innerhalb von höchstens 70 Sekunden auf der gesamten Fläche zu absolvieren ist.

Pauschenpferd

Das Zittergerät. Ein Fehler und man ist im Nullkommanichts gestürzt. Daher braucht es an diesem Gerät ein ruhiges Händchen. Nervosität ist da völlig fehl am Platz. Für die Zuschauer ein eher unspektakuläres Gerät, jedoch für uns Athleten sehr spannend zu turnen. Obschon alle Elemente gleich aussehen, sind sie doch so anders. Alle Elemente dürfen nur schwungvoll und ohne jegliche Übungsunterbrechung geturnt werden. Kraft- und Halteteile sind nicht gestattet. Die Hände sind die einzigen Körperteile, die das Gerät berühren dürfen, die ganze Übung muss in gleichmässigem, kontrolliertem Rhythmus vorgetragen werden. Mit diesem Gerät führe ich so eine Art Hass-Liebe. Denn im Training mache ich dieses Gerät sehr gerne, da man ohne Druck an das Gerät gehen kann. Am Wettkampf hingegen kann dir jede noch so kleine Unsicherheit, den ganzen Wettkampf ruinieren.
Aber es hat auch durchaus gute Aspekte an sich. So ist es z.B. das gelenkschonendste Gerät im Herren-Kunstturnen.

Ringe

Das Kraftgerät. Die Spezialisten an diesem Gerät sind regelrechte Kraftpakete. Will man an diesem Gerät vorne Mitturnen, muss man viel Zeit in das Krafttraining investieren. Für einen Mehrkämpfer sehr schwierig. Darum muss man einen gesunden Mix finden damit man an diesem Gerät nicht zu viele Punkte verliert. Die beiden Ringe hängen im Abstand von 50 cm an Drahtseilen an einem 575 cm hohen Gerüst in einer Höhe von 280 cm. Die Niedersprungmatten für die Landung beim Abgang sind 20 cm dick. Die Kampfrichter bewerten anhand der Schwierigkeit sowie der Ausführung. Es gibt in einer Übung Kraftelemente zu halten sowie Schwungelemente auszuführen. Dieses Gerät ist eines der anspruchsvollsten Geräte für die Gelenke und Muskeln.

Sprung

25 Meter anrennen, den Sprung ausführen und schon ist dieses Gerät abgeschlossen. Der Sprung ist mit Abstand das am schnellsten durchgeführte Gerät im Kunstturnen. Während man an den anderen Geräten zwischen 50 und 70 Sekunden turnt, absolviert man den Sprung in 5 Sekunden. Jedoch ist es nicht minder streng zu turnen, denn man muss extrem konzentriert, explosiv und fit sein. Ansonsten wird es gefährlich. Wenn man hier einen Sprung mit einem hohen Schwierigkeitsgrad springt, kann man im Vergleich zu den anderen Geräten extrem viele Punkte holen. Dies aus dem Grund, dass man am Sprung viel weniger an der Ausführung abziehen kann.

Barren

Das Barrenturnen, ganz klassisch, wie man es vom Turnunterricht kennt. Jeder der beiden parallelen Barrenholme ist 350 cm lang, 200 cm hoch und mittelmäßig elastisch (Holz mit Kunststoffkern). Den Abstand zwischen den beiden Holmen können die Turner individuell wählen. Das Barrenturnen wird immer spektakulärer und spannender für die Zuschauer. Es ist sehr variantenreich und auch für uns Turner cool zu turnen. Die Schweiz bringt viele gute Barrenturner hervor. Dieses Gerät gehört nicht zu meinen Lieblingsgeräten, trotzdem mache ich es gerne. Für mich gibt es aber noch viel zu tun, um an diesem Gerät erfolgreich zu sein.

Reck

Das Spektakelgerät. Die Königsdisziplin im Turnsport. Eines meiner Lieblingsgeräte, man fliegt durch die Luft und schüttet dabei Unmengen an Adrenalin aus. Genau das fasziniert mich so an diesem Gerät. Das Gerät ist 280 cm hoch und 240 cm breit. Die 2,8 cm dicke Stange besteht aus bruchsicherem Edelstahl, was auch notwendig ist: Bei komplizierten Abgängen müssen vom Turner – aber natürlich auch vom Gerät – Zugkräfte bis zum Achtfachen des Körpergewichts gehalten werden. Also wer von Höhenangst geplagt ist, hat es beim Reckturnen schwer.